[caption id="attachment_347" align="alignright" width="180" caption="Ausstellung „Tabakfabrik Linz. Kunst, Architektur, Arbeitswelt“ im Museum Nordico bis 23. Jänner 2011."][/caption] Ein Gastbeitrag von Manu Hiesmair Das Ars Elecronica Festival im September 2010 zog diesmal auch deshalb so viele BesucherInnen an, weil es an einem ganz besonderen Ort stattfand: Nämlich in den ehemaligen Austria Tabak Werken (ATW). Sie werden oft liebevoll von den LinzerInnen „Tschikbude“ genannt, obwohl die dort Bechäftigten das als abwertend empfanden. Ein Blick hinter die Fassade Während des AEC-Festivals nutzten schon einige Tausend BesucherInnen die Möglichkeit hinter die - denkmalgeschützte - Fassade dieser Linzer Traditionsfabrik zu schauen. Aufgrund des regen Interesses werden mittlerweile vom Stadtmuseum Nordico unter dem Titel „Linz ist tschik!“ und dem Linzer Architekturforum begleitete Führungen durch das Areal der Tabakfabrik organisiert. Zwar steht bei den Führungen klar der Blick nach hinten, also auf die Geschichte der Tschikbude, im Vordergrund. Gesprächsthema Nummer eins unter den BesucherInnen ist und bleibt allerdings die Frage, welche Nutzung die Stadt Linz für das über 38.000 m² großen Fabriksareal in bester Innenstadtlage plant.

Lichtdurchflutet
Wer eine der Führungen mitmacht, kann erleben, wie vielfältig die Gebäude der Tabakfabrik sind: Das über 200 Meter lange Hauptgebäude entlang der Ludlgasse wird von einem Stahlgerippe getragen, das auch im Gebäude stetig durch Säulen präsent ist, und ist aufgrund seiner fast durchgängigen Fensterfronten lichtdurchflutet. Andere Gebäudebereiche, wie beispielsweise die großen Lagerhallen, wirken oft bedrückend mit Tabakgeruch in der Luft und Neonbeleuchtung aufgrund fehlender Fenster. Dazwischen immer wieder imposante Hallen und endlos scheinende Stiegenhäuser.

Vielfältige Nutzung
Während eines Rundgangs auftauchende Ideen, wie das Areal in Zukunft gestaltet werden können, können im Anschluss an den Besuch mit der von der Stadt Linz in Auftrag gegebenen Vorstudie zu Nutzungsszenarien der ATW-Gebäude verglichen werden. Robert Bauer von der Linzer Kepler Univerität entwirft dabei drei Szenarien: „Kreativstadt“, „Exzellenz“ und „Jugend, Toleranz und Material“. Dabei wird ersichtlich, dass so ein vielfältiges Areal auch vielfältig genutzt werden muss: Neben Bildungseinrichtungen soll auch Raum für Kulturschaffende, Wohnraum und Büro- bzw. Geschäftsflächen geschaffen werden.

Die Linzer Tabakwerke von innen.

Damit beschäftigt sich die stadteigene Tabakfabrik-Entwicklungsgesellschaft – in deren Aufsichtsrat tüfteln unter Vorsitz von Stadtrat Johann Mayr VertreterInnen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Kunst an Konzepten. Linz ist eine offene Stadt der Vielfalt und mit diesem Stadtentwicklungsprojekt wird dieser Weg nun auch konsequent fortgesetzt. Adaptierungen von Gebäuden dieser Art, zeigen, dass auch bauliche Maßnahmen möglich sind, ohne dabei mit dem Denkmalschutz in Konflikt zu geraten.

Kommt Zeit, kommt Rat.
Führungen durch das Areal sind in jedem Fall empfehlenswert, um den Ausgangspunkt eines der wichtigsten Linzer Stadtenwicklungsprojekte begutachten zu können. Wenn es nach dem Architekten Lorenz Potocnik geht, könnte sich die Stadt noch zehn, fünfzehn Jahre Zeit lassen, um Ideen für die Nutzung zu entwickeln und dann erst die Baukräne auffahren. Wenn es nach mir geht, sollten die Linzerinnen und Linzer dann schon längst die Möglichkeit haben, beim Spaziergang durch das Areal zu sehen, wie das Potential dieses Ortes genutzt worden ist.

Links:


Vorstudie zur Nutzung des Areals der ATW Linz

Museum Nordico:

Öffnungszeiten
Dienstag – Sonntag: 10 – 18 Uhr
Donnerstag: 10 – 21 Uhr
Montag geschlossen

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